Posted: 2024-01-05 13:00:00

In der LZ vom 28. Dezember 2023 war zu lesen: Das Wegesystem in der Nonne soll neue Wegeoberflächen bekommen. „Aufgrund der hohen Bedeutung der Erholungsfunktion des Stadtwaldes werden die meisten Waldwege im Stadtwald Leipzig in einem höheren Standard ausgebaut, als es für die Bewirtschaftung notwendig wäre“, für die „Nonne“ also über 5.000 m sandgeschlämmte Schotterdecke aus feinerem Mineralgemisch, stellt das Amt für Stadtgrün und Gewässer für 2025 in Aussicht.

Aber keinen Asphalt. Nun muss dabei bedacht werden, dass in 2024 also die Planung und Ausschreibung durch das Amt für diese Wegedecken erfolgt. Deshalb hier diese nachfolgenden Anmerkungen:

Für die Waldwanderwege wäre diese Befestigung ausreichend und akzeptabel. Aber wir reden hier insbesondere von Radwegen im Grünen, im Auwald mit Laubbäumen. Von solcher Deckschicht betroffen wären also auch die Hauptradrouten entlang der Elster/Pleiße und quer durch die Nonne zwischen Schleußig und Zetkin-Park.

Das Mineralgemisch ist durch den starken Radverkehr dann recht schnell bis auf den Schotter durchgefahren, siehe den Radweg entlang der Radrennbahn, den Küchenholzradweg, den Radweg zwischen Schleußiger Weg und Teilungswehr oder den Elsterradweg zwischen Heuweg und Kläranlage Rosental.

Dabei gäbe es als nachhaltigere Alternative zur Mineralgemischdecke die Möglichkeit zum Einbau von wasserdurchlässigem Asphalt für viel genutzte Geh- und Radwege, gerade im Grünbereich oder Auwald, um die ganzjährige Nutzbarkeit, Reinigung und die Versickerung der Wege zu gewährleisten. Schon seit Mai 2021 liegt dem Amt für Stadtgrün und Gewässer eine Ausarbeitung des ADFC zum Ausbaustandard für Hauptradwege im Grünen vor.

Die ADFC-Ausarbeitung zu Radwegen im Grünen.

Außerdem und dazu auch die Information in mdr aktuell vom 6. Dezember 2023.

Die Probleme wassergeschlämmter Decken

Egal welche Argumente von den Nutzern und betroffenen Radfahrern vorgetragen werden, vom Amt kommt immer wieder die Festlegung für sandgeschlämmte Wegedecken. Und zu diesen Wegedecken gibt es genug Vorbehalte. Es liegen unterschiedliche Gesichtspunkte für oder gegen eine Asphaltierung von Hauptradwegen im Leipziger Auwald vor.

a) Bedingungen für den Ausbaustandard der Hauptradwege mit geschlämmten oder bekiesten Oberflächen (wassergebundene Deckschichten):

– erforderlich sind hohe Gradienten (Buckelung), durch die hohen Gradiente soll das Regenwasser auf beiden Seiten abfließen,

– ein Versickern des Regenwassers ist nicht vorgesehen, da die Deckschichten stark verdichtet sind, das Regenwasser versickert im Randstreifen der ungebundenen Decken,

– auf den Hauptradwegen im Auwald besteht ein hoher Nutzungsdruck, der bewirkt, dass die ungebundenen Deckschichten durchgefahren werden,

– zudem weicht die Deckschicht durch Regen und Frost-Tauwechsel auf, wird durchgefahren und uneben. Es bilden sich Vertiefungen und Pfützen,

– durch die Pfützenbildung weichen die Fußgänger und Radfahrende auf die Seitenstreifen aus und verbreitern dadurch die verdichteten Flächen zunehmend in den Auwald,

– bei Trockenheit entsteht bei ungebundenen Decken eine starke Staubentwicklung, der Staub führt zu einer Belastung für sämtliche Wegenutzer,

– durch das im Herbst nicht beseitigte Laub verschlammen die Geh- und Radwege zusehends,

– infolge der Durchfahrung der Mineraldecke liegt der Schotter frei und ist geröllig, d.h. beim Bremsen oder in Kurven kommt der Radfahrende schnell ins Rutschen = erhöhtes Unfallrisiko,

– bei wassergebunden Decken kann nur eine manuelle Schneeberäumung erfolgen, da die Deckschicht durch die Schiebeschilde nicht beschädigt werden sollte,

– ungebundene Decken müssen innerhalb von 10 Jahren erneuert werden, d. h. hohe Unterhaltungskosten,

– bei Wegen mit ungebundenen Decken im Überschwemmungsbereich werden die Deckschichten durch fließendes Wasser relativ schnell zerstört.

Asphalt und Nutzungsdruck

Die Bedenken von Seiten der Naturverbände: Die Park- und Radwege im Auwald mit ungebundenen Deckschichten werden derzeitig bereits stark genutzt. Eine (durch Asphaltierung) verbesserte Infrastruktur im Auwald würde den Nutzungsdruck in der Aue/auf den Wegen des Auwaldes erhöhen.

Durch die Asphaltierung würden unweigerlich Konflikte zwischen Radfahrenden und Fußgänger/-innen provoziert.

Argumente der Autofahrenden: Radfahrende gehören ins Nebennetz! d. h. in den Grünbereich, nicht auf die Straßen. Asphaltstraßen sind für den MIV gebaut.

b) Ausbaustandard der Hauptradwege mit asphaltierten Oberflächen:

– asphaltierte Radwege sind ganzjährig nutzbar, die Oberflächen sind witterungsbeständig,

– die asphaltierten Oberflächen sind verschleißfest, die Oberflächen müssen nicht „gebuckelt“ werden, sondern können mit leichtem Gefälle verbaut werden,

– Asphaltdecken sind relativ „spurensicher,“ d. h. bei Regen muss nicht auf den Randstreifen ausgewichen werden,

– es entsteht kaum oder keine Staubentwicklung, keine Pfützenbildung,

– das überschüssige Regenwasser versickert im Randstreifen,

– bei versiegelten Deckschichten (Asphalt, Beton, Pflaster) liegen entsprechend Studien vielfach die natürlichen Wassergehalte über denen des umliegenden Geländes. Der Radwegeunterbau wirkt als Filter und Sickeranlage, da das am Radwegrand ablaufende Regenwasser in den Radwegekörper einsickern kann (siehe Anlage),

– asphaltierte Flächen können gut maschinell gereinigt werden, die Schneeberäumung ist mit Geräten möglich,

– bei der Nutzung der asphaltierten Radwege können die Radfahrenden möglichst schnell durch den Auwald fahren und nutzen weniger Nebenwege, die den Fußgängern vorbehalten bleiben,

– Nachteil – mögliche Durchwurzelung, d.h. Wurzeln können den Asphalt aufbrechen,

– die asphaltierten Hauptradwege sollten durch Markierungen der Spuren optisch und mit Richtungsmarkierungen getrennt werden, ebenso mit Markierung als Abgrenzung zu den Gehwegen,

– der Asphalt kann eingefärbt werden, d. h.. bei Bedarf zur Unterbindung zu hoher Aufheizung aufgehellt werden,

– Ökobilanz: Haltbarkeit geschlämmter Oberflächen <10 Jahre, asphaltierte Hauptradwege Haltbarkeit >50 Jahre, wenn nur von Rad befahren werden (Gewicht macht den Weg/die Straße kaputt)

Fazit: Asphaltierte Radwege sind bei der Herstellung erst einmal etwas teurer als ungebundene Radwege, aber langlebiger und in der Unterhaltung preiswerter.

Deshalb sollten die Hauptradwege, insbesondere im Auwald, in jedem Fall als asphaltierte Radwege ausgebaut werden und sind somit die nachhaltigere Alternative.

  • 0 Comment(s)
Be the first person to like this.