Posted: 2024-03-23 10:03:00

Mehr Lebensqualität im Wohnviertel, mehr Verkehrssicherheit fürs Quartier: Das Wohngebiet nördlich der Eisenbahnstraße soll verkehrsberuhigt werden. In der Hildegardstraße in Volkmarsdorf läuft deshalb bereits seit Mai vergangenen Jahres ein erstes Pilotprojekt zu sogenannten Superblocks. Das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) hat jetzt zusätzlich ein Konzept für weniger Durchgangsverkehr vorgelegt, welches das gesamte Quartier umfasst und schrittweise umgesetzt werden soll.

Oberbürgermeister Burkhard Jung hat das entsprechende Konzept zur Verkehrsberuhigung in Volkmarsdorf und Neustadt-Neuschönefeld nördlich der Eisenbahnstraße jetzt auf Vorschlag von Baubürgermeister Thomas Dienberg bestätigt, der Stadtrat entscheidet abschließend darüber.

„Eine lebenswerte Stadt fängt vor der Haustür der Menschen an. Wo sie wohnen, dort sollen sie sich wohlfühlen, und nicht in Sorge vor zu viel Verkehr leben müssen“, sagt Oberbürgermeister Burkhard Jung. „In Volkmarsdorf wollen wir jetzt eine neue Form der Verkehrsberuhigung in einem ganzen Wohnquartier ausprobieren: mehr Grün, mehr Platz, mehr Leben. Wir wollen den Durchgangsverkehr in den Wohnstraßen reduzieren und die Straßen lebenswerter machen.“

In der Hildegardstraße durchtrennt seit Mai 2023 eine Diagonalsperre den Kreuzungsbereich zur Ludwigstraße, Autos werden hier umgelenkt. Der verkehrsberuhigte Bereich wurde mit Sitzgelegenheiten und Blumenkübeln neugestaltet. Auch die beiden durch die Hermann-Liebmann-Straße getrennten Wohnviertel nördlich der Eisenstraße sollen nun entsprechend neu organisiert werden.

Alle Wohnungen und Häuser im Quartier können auch weiterhin mit dem Auto erreicht werden, aufgrund der Sperrungen jedoch nicht mehr aus allen Richtungen.

Was soll sich jetzt ändern?

Um im Bereich der Grundschule für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen, wird die Teilfläche der Schulze-Delitzsch-Straße künftig so umgewidmet, dass Autos hier außen vor bleiben müssen. Die Autofahrer, die hier quer durchs Wohnquartier abkürzen, gefährden die Schulkinder auf dem Weg zur Schule. Eine entsprechende Verkehrszählung hat das auch belegt.

„Eine Verkehrserhebung (Querschnittszählungen und Kennzeichenerfassung) wurde im Rahmen der Konzeption durchgeführt. Ziel der Erhebung war es, den Anteil des Durchgangsverkehrs innerhalb der Wohngebiete am Gesamtanteil des Motorisierten Individualverkehrs (MIV) an einem Werktag zu ermitteln.

Hierfür wurden am Donnerstag, 04. Mai 2023, an sechs Querschnitten (Kordonstellen) Verkehrsstromzählungen (Querschnittszählungen) und Kennzeichenerfassungen durchgeführt. Die Erfassungen erfolgten über 24 h (00:00 bis 24:00 Uhr)“, kann man in der Vorlage für den Stadtrat lesen.

„Innerhalb der beiden Wohngebiete konnte in der Verkehrserhebung Durchgangsverkehr in einer relevanten Größenordnung ermittelt werden. Insbesondere in Neustadt-Neuschönefeld verkehrt auf der nördlichen Rosa-Luxemburg-Straße und Schulze-Delitzsch-Straße mit circa 30 % der Querschnittsverkehrsmenge ein großer Anteil an Durchgangsverkehr in Anliegerstraßen.“

Und zur Schule in der Schulze-Delitzsch-Straße direkt: „Gerade im Bereich der Grundschule an der Schulze-Delitzsch-Straße ist mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen von Kindern als besonders schutzbedürftige Verkehrsteilnehmende zu rechnen. Diese stehen insbesondere mit dem verkehrenden Durchgangsverkehr in Konflikt. Die Verkehrssicherheit muss hier durch die Vermeidung des Durchgangsverkehrs erhöht werden.

Im Zuge der Erstellung des vorliegenden Konzeptes wurde dieser Sachverhalt auch in der AG Schulwegsicherheit der Stadt Leipzig aufgerufen. Neben Vertretern der Stadt sind hier auch externe Akteure wie die Polizei und der Kreiselternrat Mitglied. Auch in diesem Expertenkreis wurden Maßnahmen zur Vermeidung des Durchgangsverkehrs als notwendig erachtet.

Ebenso gab es im Rahmen der Bürgerbeteiligung zum Doppelhaushalt 23/24 einen entsprechenden Vorschlag zur Verkehrsberuhigung des Straßenabschnitts.“

Vorgesehen ist zudem, dass die Ludwigstraße perspektivisch als Fahrradstraße ausgewiesen und die bestehende Einbahnstraße in der Schulze-Delitzsch-Straße aufgehoben wird. Letzteres helfe, so die Stadt, Wendevorgänge im Quartier zu unterbinden.

Schrittweise Verkehrsberuhigung

Im Projektgebiet befinden sich aktuell etwa 1.800 öffentliche Pkw-Stellplätze. Die aber, anders als kolportiert, nicht alle entfallen sollen.

Entfallen sollen nämlich zunächst nur neun – unmittelbar im dann für Autos gesperrten Bereich an der Grundschule. Vorgesehen sei zudem, Lieferzonen für Gewerbetreibende, Kurzzeitparkplätze und Stellplätze für Carsharing einzurichten, teilt die Stadt mit.

Umgesetzt werden soll das Konzept in vier Schritten.

Die Schrittfolge in den Planungen der Stadt.

Zu dem nun vorliegenden Konzept gab es verschiedene Beteiligungsformate für Anwohnerinnen und Anwohner. Auch die Ideen, Hinweise und Kritik zum laufenden Verkehrsversuch in der Hildegardstraße wurden in die Konzeption eingearbeitet, betont das Verkehrs- und Tiefbauamt.

Und auch künftig sollen die Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden: So seien Beteiligungsformate dazu geplant, wie die verkehrsberuhigten Straßenabschnitte in dem Gebiet künftig aussehen und gestaltet werden sollen und welche Auswirkungen damit auf verfügbare Stellplätze verbunden sind.

Und für die CDU-Fraktion, die in der letzten Ratsversammlung so tat, als würden die Ratsfraktionen beim Projekt Superblocks außen vor gelassen, enthält die Vorlage auch die Ergebnisdokumentation aus dem Forum Leipziger Osten und eine Synopse zu den Ergebnissen der Bürgerbeteiligung.

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