Posted: 2024-05-10 12:00:00

Eigentlich ist es nur logisch: Die Buslinien 60 und 74 fahren dran vorbei, auch die Straßenbahnlinien 1 und 2. Die könnten eigentlich problemlos auch vor dem Sportbad An der Elster halten. Wenn da eine Haltestelle wäre. Beauftragt hatte das der Stadtrat schon vor fünf Jahren, wie die SPD-Fraktion in einer Anfrage feststellte: „In der Ende 2019 vom Stadtrat beschlossenen Fortschreibung des Nahverkehrsplans wurde u.a. ein Untersuchungsauftrag für eine Haltestelle in Höhe des Sportbades An der Elster formuliert und ein Untersuchungsbedarf festgestellt.“

Und die Fraktion merkte in ihrer Anfrage auch an: „Bereits zur Eröffnung des Sportbades vor ca. 16 Jahren wurde der vielstimmige Wunsch nach einer LVB-Haltestelle in der Antonienstraße, Höhe Erich-Zeigner-Allee, geäußert.“

Nur: Wo bleibt diese Haltestelle? Und warum dauert das so lange?

Mit einer Haltestelle für die Straßenbahnen wird es noch sehr lange dauern. Das bestätigt das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) in seiner Antwort jetzt. Denn die wird es wohl erst geben, wenn die komplette „Südsehne“ irgendwann in den 2030er Jahren gebaut wird.

Erstes Prüfergebnis im Juli

Was tatsächlich aktuell geprüft und wohl auch umgesetzt wird, ist eine Haltestelle für die Busse, die auf der Antonienstraße verkehren: „Die kurzfristige Einrichtung einer Bushaltestelle in Höhe Sportbad wird derzeit von den LVB und im Weiteren gemeinsam mit dem Verkehrs- und Tiefbauamt geprüft. Es werden sowohl eine Einrichtung als nicht-barrierefreie Haltestelle am Fahrbahnrand als auch die Errichtung einer eingeschränkt barrierefreien Haltestelle untersucht.

Das Prüfergebnis ist bis Ende Juli avisiert. Abhängig vom Prüfergebnis soll in Abstimmung LVB/Stadt entschieden werden, ob die kurzfristige Einrichtung mit Blick auf die bestehende Verkehrsorganisation, auf die Verkehrssicherheit oder auch bzgl. einer barrierearmen Nutzung möglich ist.“

Dafür muss auch die Straße nicht umgebaut werden.

„Die Baulastträgerschaft für Bushaltestellen liegt – im Unterschied zu den Haltestellen der Straßenbahn – im Zuständigkeitsbereich der Stadt“, erklärt das VTA. „Die LVB übernehmen unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Fördermittel nach Auswahl und Abstimmung der entsprechenden Bushaltestellen mit der Stadt die Beauftragung und Erstellung der Vorplanung.“

Warten auf die „Südsehne“

Aber wie ist das mit der gewünschten Straßenbahnhaltestelle? Die wird es, so das VTA, wohl erst geben, wenn die komplette Antonienstraße umgebaut wird für die „Südsehne“.

„Perspektivisch ist auch die Einordnung einer Straßenbahnhaltestelle in Höhe des Sportbades an der Elster vorgesehen. Dies ist jedoch auf Grund der Vor-Ort-Situation – insbesondere bzgl. der vorhandenen Gleisgeometrie und der vorhandenen Verkehrsraum­gestaltung – nur mit einem umfassenden baulichen und auch verkehrsorganisatorischen Eingriff im Bereich östlich des Knotenpunktes Antonienstraße/Erich-Zeigner-Allee/Altran­städter Straße möglich und daher nicht kurzfristig zu erwarten bzw. umsetzbar.

Die detaillierte planerische Betrachtung einer barrierefreien Straßenbahnhaltestelle in Höhe Antonienstr./E.-Zeigner-Allee ist im Kontext der derzeit in der Gremienbeteiligung befindlichen Ratsvorlage VII-DS-07403: Netzerweiterung ‚Südsehne inkl. begleitender Einbindungstrassen‘ – Beschluss zur weiterführenden Planung zu sehen. Im Rahmen der weiterführenden Planung ist u.a. die Erarbeitung der Planungsprämissen für den von der Netzerweiterung Südsehne tangierten Streckenabschnitten vorgesehen und dabei auch für diesen Bereich und eine neue und in den Stadtraum integrierbare Straßenbahnhaltestelle.“

Und so müssen alle, die gern mit der Straßenbahn zum Sportbad fahren würden, warten bis ins nächste Jahrzehnt.

„Bei einer Realisierung im Zuge der noch in Abstimmung befindlichen und langfristig geplanten Baumaßnahme Südsehne wäre der Bau der Haltestelle Teil einer sogenannten Komplexmaßnahme von Stadt und L-Gruppe. Die entsprechende Finanzierung würde anteilig erfolgen“, betont das VTA. „In Abhängigkeit von der o.g. Entscheidungsfindung wäre auch ein Bau als separate Haltestellenbaumaßnahme der LVB denkbar.“

Nur eben nicht besonders logisch, wenn sie im Rahmen der Komplexmaßnahme sowieso kommen soll.

Zehn Jahre Planungsvorlauf

Die wird es aber vor 2030 nicht geben. Das hängt auch davon ab, wann die beiden wichtigen Brücken im Verlauf der „Südsehne“ neu gebaut werden, deren Haltbarkeitsdatum so langsam abläuft: „Aus den derzeitigen Brückenbauwerkszuständen ergibt sich für die Ersatzneubauten Beipert-/Paußnitzbrücke ein Bauzeitraum von 2029 bis 2031, wobei dieser maßgeblich durch die verbleibende Restnutzungsdauer der Beipertbrücke bestimmt wird.

Für dieses Vorhaben wird daher bereits in 2023 die Vergabe von Planungsleistungen im Rahmen eines europaweiten Vergabeverfahrens erforderlich, um einen Baubeginn für 2029 gewährleisten zu können“, schrieb das VTA zur jüngsten Vorlage „Südsehne inkl. begleitender Einbindungstrassen“.

In der auch betont wurde, dass allein die Planungszeiträume für die Südsehne zehn Jahre umfassen, die Gesamtbauzeit dann neun Jahre, denn sie wird nicht in einem Zug gebaut werden, sondern abschnittsweise. Und das nötige Geld muss auch erst einmal beantragt und bewilligt werden.

„Zu den Kosten der Maßnahme trifft die Machbarkeitsstudie auf Basis des aktuellen Planungsstandes die nachfolgenden Aussagen“, schrieb das VTA in seiner Vorlage. „Die Gesamtkosten der Hauptvariante 1 belaufen sich auf 168,8 Mio. € für eine Führung im separaten Bahnkörper bzw. 178,8 Mio. € für eine Führung im Mischverkehr. In Kombination mit den weiteren Kosten gemäß der Variante mit separatem Bahnkörper ergeben sich für die gesamte Variante 2 Gesamtkosten von 184,4 Mio. €. Bei Kombination mit der Variante straßenbündige Führung ab Antonienstraße resultieren voraussichtliche Gesamtkosten von 192,9 Mio. €.“

Das Projekt wird also die Leipziger in den kompletten 2030er Jahren beschäftigen. Und vielleicht haben sie Glück und der Abschnitt Antonienstraße ist einer der ersten, dann könnte die Straßenbahnhaltestelle am Sportbad vielleicht sogar Anfang der 2030er Jahre verwirklicht werden.

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