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2024-02-16 09:32:00
So wenige Verkehrsunfalltote wie noch nie in Brandenburg
Zahl der Verkehrsunfälle und der dabei Verletzten leicht gestiegen
In Brandenburg sind im vergangenen Jahr so wenige Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen wie noch nie in der Geschichte des Landes Brandenburg. 2023 sind 108 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Das sind vier weniger als im Jahr zuvor, wie Innenminister Michael Stübgen bei der Vorstellung der vorläufigen Verkehrsunfallbilanz 2023 zusammen mit Verkehrsminister Rainer Genilke und Polizeipräsident Oliver Stepien heute in Potsdam mitteilte. Leicht gestiegen ist dagegen die Zahl der Verkehrsunfälle und der dabei Verletzten: Vergangenes Jahr wurden insgesamt 74.037 Verkehrsunfälle registriert, das sind 3,5 % mehr als 2022. Die Zahl der dabei Verletzten stieg im gleichen Zeitraum um 3,3 % auf 10.923 Verletzte.
Stübgen: „Weniger Verkehrsunfalltote in Brandenburg im vergangenen Jahr sind eine gute Nachricht. Aber dieser erfreulichen Entwicklung stehen eine steigende Zahl an Verkehrsunfällen und dabei verletzte Verkehrsteilnehmer gegenüber. Deshalb ist weiterhin unser aller Aufgabe und Verpflichtung, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Und nicht zu senken, wie es bei der geplanten Legalisierung von Cannabis durch die Bundesregierung zu befürchten ist. Die Ampel-Pläne stellen nicht nur die Polizei vor große Herausforderungen. Sie sind auch eine Gefahr für die Verkehrssicherheit in Deutschland.“
Genilke: „Schon das zweite Jahr in Folge haben wir in Brandenburg einen historischen Tiefstand bei den Verkehrsunfalltoten. Das ist eine Tendenz, die uns an-spornt, weiter in Verkehrssicherheitsarbeit zu investieren: in Infrastrukturprojekte, in die Unterstützung und Vernetzung der Akteure und in die Landeskampagne „Lieber sicher. Lieber leben.“ Und dennoch: Jeder Verletzte und jeder Verkehrstote ist einer zu viel. Auch deshalb haben wir mit dem Brandenburgischen Mobilitätsgesetz als erstes Flächenland in Deutschland die Verkehrssicherheit und die Vision Zero gesetzlich verankert. Verkehrssicherheit ist eine Herzensangelegenheit, deshalb ist mir eine Sache ganz wichtig: Die Unfallzahlen zeigen erneut, dass das größte Potential für mehr Sicherheit bei jedem und jeder Einzelnen liegt. Deshalb mein Appell: Mit Vorsicht und Rücksicht aufeinander kommen wir sicher an unser Ziel.“
Stepien: „Die positive Botschaft: Die Zahl der Verkehrstoten ist so gering wie noch nie in der Geschichte Brandenburgs. Gleichwohl sterben immer noch Menschen auf unseren Straßen und werden verletzt, weil mit zu geringem Abstand und zu schnell gefahren wird. Ein zu geringer Sicherheitsabstand und nicht angepasste bzw. überhöhte Geschwindigkeit bleiben die Hauptunfallursachen. Wir als Polizei werden auch weiterhin mit verschiedenen Maßnahmen unseren Beitrag für mehr Sicherheit auf Brandenburgs Straßen leisten, aber jeder Verkehrsteilnehmer kann auch selbst mit seinem Verhalten dazu beitragen. Fahren Sie mit angemessener Geschwindigkeit, rechnen Sie immer mit Fehlern von anderen und nehmen Sie Rücksicht.“
Wesentliche Daten des Unfallgeschehens 2023
Unfallörtlichkeiten
Innerorts wurden 5.910 Verkehrsunfälle mit Personenschaden registriert (2022: 5.805; +1,8 %); gefolgt von 1.883 Verkehrsunfällen außerorts (2022: 1.869; +0,7 %) und 828 Verkehrsunfällen auf Bundesautobahnen (2022: 774; +7,0 %). Dabei wurden innerorts 6.879 Menschen verletzt (2022: 6.663; +3,2 %), außerorts 2.598 Menschen (2022: 2.597; +0,04 %) und auf den Autobahnen 1.446 Personen (2022: 1.310; +10,4 %).
Mehr als die Hälfte aller Verkehrsunfalltoten starb dabei auf Landstraßen (2023: 56; 2022: 65; -13,8 %), 34 Menschen verunglückten tödlich bei Verkehrsunfällen innerhalb geschlossener Ortschaften (2022: 27; +25,9 %) und 18 Menschen starben bei Verkehrsunfällen auf den Autobahnen (2022: 20; -10 %).
1.450 Verkehrsunfälle endeten mit einem Aufprall an Bäumen (2022: 1.209; +19,9 %), davon 676 (2022: 551; +22,7 %) mit Personenschaden. Insgesamt wurden 860 Personen verletzt (2022: 705; +22 %) und 37 Personen (2022: 36; +2,8 %) getötet. Damit starben 34,3 % aller Verkehrsunfalltoten des Jahres 2023 bei Baumunfällen.
Hauptunfallursachen und Personenschäden
Die häufigste Verkehrsunfallursache ist wie im Vorjahr das Nichteinhalten des Sicherheitsabstandes mit 6.678 Verkehrsunfällen (2022: 6.847; -2,5 %), gefolgt von den Unfallursachen Geschwindigkeit mit 6.123 (2022: 4.888; +25,3 %), Vorfahrt mit 4.469 Verkehrsunfällen (2022: 4.346; +2,8 %), Abbiegen mit 2.274 Verkehrsunfällen (2022: 2.364; -3,8 %), sowie Überholen mit 2.097 Verkehrsunfällen (2022: 2.200; -5,5 %) und Alkohol mit 1.177 Verkehrsunfällen (2022: 1.187; -0,8 %).
Bei Geschwindigkeitsunfällen sind im vergangenen Jahr 2.569 Personen zu Schaden gekommen (2022: 2.177; +18 %), bei Vorfahrtsunfällen sind es 1.945 Personen (2022: 1.912; +1,7 %), bei Abstandsunfällen 1.876 Personen (2022: 1.859; +0,9 %) gewesen. Bei Abbiegeunfällen sind 969 Personen (2022: 998 Personen; -2,9 %) zu Schaden gekommen, bei Überholunfällen 723 Personen (2022: 652; +10,9 %) und bei Alkoholunfällen 622 Personen (2022: 603; +3,2 %).
Zielgruppenbezogene Entwicklungen
Verkehrsunfälle mit Kindern sind auf 718 (2022: 711; +1 %) gestiegen. Bei 957 insgesamt verunglückten Kindern handelte es sich bei 442 Kindern um Mitfahrer – (2022: 412; 7,3 %). Zwei Kinder starben im Straßenverkehr (2022: 1; +100 %). Die Zahl der verletzten Kinder stieg auf 955 (2022: 923; +3,5 %).
Verkehrsunfälle mit jungen Erwachsenen sind auf 6.751 (2022: 6.128; +10,2 %) gestiegen, Personenschadensunfälle dabei um 13,6 % von 897 auf 1.019. Die Zahl der Getöteten sank auf 4 (2022: 14; -71,4 %)
Verkehrsunfälle mit Senioren (Altersgruppe 65+) sind auf 18.172 gestiegen (2022: 17.361; +4,7 %). 71,7 % der Verkehrsunfälle wurden durch Senioren selbst verursacht. 41 Senioren wurden getötet (2022: 33; +24,2 %) und 1.922 (2022: 1.917; +0,3 %) verletzt.
Verkehrsunfälle mit Fahrradfahrern sind auf 3.753 gesunken (2022: 3.886; -3,4 %). Unter Beteiligung von Fahrradfahrern wurden 2.922 Personenschadensunfälle (2022: 2.982; - 2 %) polizeilich erfasst, bei denen 2.928 (2022: 2.989; -2 %) Fahrradfahrer verletzt und 13 (2022: 19; -31,6 %) getötet wurden. 54 % der Verkehrsunfälle wurden durch Fahrradfahrer selbst verursacht.
Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Fußgängern sind auf 908 (2022: 835; +8,7 %) gestiegen. Unter Beteiligung von Fußgängern wurden 728 Personenschadensunfälle (2022: 681; 6,9 %) polizeilich erfasst, bei denen 683 (2022: 651; +4,9 %) Fußgänger verletzt und 19 (2022: 7; +171,4 %) getötet wurden. 33,5 % der Verkehrsunfälle wurden durch Fußgänger selbst verursacht.
Motorradunfälle sind auf 1.235 (2022: 1.194; +3,4 %) gestiegen. 55,8 % der Verkehrsunfälle (689) wurden durch Motorradfahrer selbst verursacht. Insgesamt wurden 746 (2022: 737; +1,2 %) Personenschadensunfälle registriert. Die Zahl der getöteten Motorradfahrer stieg auf 17 (2022: 15; +13,3 %). 11 der 17 getöteten Motorradfahrer starben bei selbstverursachten Verkehrsunfällen.
Verkehrsunfälle mit Beteiligung des Güterverkehrs sind auf 10.770 Unfälle gestiegen (2022: 10.417; +3,4 %). Die Zahl der Personenschadensunfälle ist auf 870 (2022: 931; -6,6 %) gesunken, die Zahl der Getöteten ging auf 21 zurück (2022: 27; -22,2 %).
Projekte zur Erhöhung der Verkehrssicherheit
Der 2022 erreichte Tiefststand der Zahl der Getöteten konnte 2023 erneut unterschritten werden. Das Ziel des Verkehrssicherheitsprogramms, die Zahl der Getöteten ausgehend von 2012 um 40 Prozent zu senken, ist fast erreicht. Während die Zahl der Getöteten und Schwerverletzten seit Jahren sinkt, hat das Verkehrsministerium die Ausgaben für Verkehrssicherheit stetig erhöht. Wie wichtig das Thema Verkehrssicherheit in Brandenburg ist, zeigt auch das Brandenburgische Mobilitätsgesetz. Als erstes Flächenland hat Brandenburg das Thema Verkehrssicherheit auch gesetzlich verankert. Der Unterabschnitt 5 des Mobilitätsgesetzes greift die Vielfältigkeit des Themas auf und verdeutlicht das Ansinnen des Landes Brandenburg auf dem Weg zur Vision Zero.
Zudem soll 2024 das neue Verkehrssicherheitsprogramm 2034 (VSP) der Landesregierung fortgeschrieben werden. Dafür ist das MIL im intensiven Dialog mit Verwaltungen, Verbänden, Unternehmen, Verkehrsteilnehmenden und sonstigen Gremien der Verkehrssicherheitsarbeit. Das VSP basiert auch auf der Unfalldatenanalyse von 2014 bis 2022 und wird Verbesserungspotential identifizieren, um wirksame Ansätze für die Verkehrssicherheitsarbeit zu vertiefen und neue zu entwickeln.
Die Verkehrssicherheitsarbeit des MIL steht auf den wesentlichen Säulen Infrastruktur und Technik, Unterstützung und Vernetzung der Akteure sowie Kampagnenarbeit.
Im Bereich Infrastruktur sind bei allen Straßen- und Radwegebauprojekten eine verkehrssichere Gestaltung und Planung sowie eine geeignete Verkehrslenkung Standard. Insbesondere die Rekordinvestitionen der letzten drei Jahre in den Radverkehr sind ein wichtiges Mittel, um der Zunahme von Radunfällen entgegenzuwirken. Mittlerweile gibt es in Brandenburg über 2.000 Kilometer straßenbegleitenden Radwege an Bundes- und Landstraßen. Der Fokus liegt aber nicht nur auf infrastrukturellen Vorhaben. Das MIL unterstützt auch bei der Präventionsarbeit, zum Beispiel in Sachen Regelkenntnis oder Erhöhung der Helmtragequote.
Zudem unterstützt das MIL seit 1992 die Brandenburger Kommunen bei der Schul- und Spielwegesicherung und damit dem Bau von Fußwegen, Querungshilfen, Haltestellen oder Beleuchtungsanlagen. 2023 und 2024 wurden die Mittel des Programms um über 30 Prozent auf jeweils 800.000 Euro pro Jahr erhöht. Darüber hinaus investiert das Ministerium in die Errichtung von Schutzplanken an Bundes- und Landesstraßen. Sie können helfen, tödliche Baumunfälle zu vermeiden. 2023 wurden über zwei Millionen Euro für die Errichtung von Schutzplanken eingesetzt.
Moderne Technologien können dazu beitragen, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Beispielsweise wurden die Fahrzeuge des Landesbetriebs Straßenwesen zu über 65 Prozent mit Abbiegeassistenzsystemen ausgestattet. So können Fahrerinnen und Fahrer über ein akustisches oder optisches Signal vor einer Gefährdung von Verkehrsteilnehmenden wie Radfahrerinnen und Radfahrern oder Fußgängerinnen und Fußgängern gewarnt werden. Die Einführung der App zur Aktion „Fifty-Fifty-Taxi-Brandenburg“ ist ebenfalls eine Verkehrssicherheitsmaßnahme. Mit dieser App können Brandenburgerinnen und Brandenburger bis zu einem Alter von 25 Jahren nach dem Feiern mit dem Taxi sicher nach Hause fahren und das Land Brandenburg bezahlt die Hälfte des Fahrpreises.
Eine weitere wichtige Säule der Verkehrssicherheitsarbeit ist die Unterstützung sowie die Vernetzung der vielen Akteure, die mit ihrer täglichen Arbeit dafür sorgen, dass der Verkehr in ganz Brandenburg sicherer wird. Beispielsweise fördert das Verkehrsministerium die Landesverkehrswacht dabei, die Fahrradausbildung für Schülerinnen und Schüler und den Landeswettbewerb „Beste/r Radfahrer/in“ in die Fläche zu tragen. Damit ältere Menschen mobil bleiben und insbesondere ihre Fahrkompetenz erhalten und ausbauen können, existieren schon vielseitige Instrumente und Konzepte der Träger der Verkehrssicherheitsarbeit, beispielsweise bei den örtlichen Verkehrswachten oder Fahrschulen. Dieses Engagement fördert das MIL finanziell, zum Beispiel mit den Projekten „Radfahrsicherheit für Senior*innen - Fit mit dem Fahrrad/Pedelec“ oder „Fit im Auto“ der Landesverkehrswacht
Die Landeskampagne „Lieber sicher. Lieber leben.“ nimmt alle Verkehrsteilnehmenden in den Blick, vor allem aber besonders gefährdete Gruppen. Sie klärt über die Risiken im Straßenverkehr auf und möchte jede Einzelne und jeden Einzelnen zu rücksichtsvollem und aufmerksamem Handeln motivieren. Mit verschiedenen Aktivitäten und Formaten, beispielsweise dem ZeBra Theater für Schulen oder Aufklärungsaktionen für sicheres Radfahren, geht die Kampagne auf ihre Zielgruppen zu. „Lieber sicher. Lieber leben.“ ist die am längsten laufende Kampagne in einem Bundesland. 2023 war sie mit vielen Aktionen vor Ort unterwegs, zum Beispiel in über 50 Auftritten mit dem ZeBra-Theater, am Brandenburg-Tag in Finsterwalde und zu den landesweiten Tagen der Sichtbarkeit.
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Alle Pressemeldungen des Ministeriums des Inneren und für Kommunales sind auf auf der Webseite des MIK einsehbar.
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