Posted: 2024-06-25 07:41:22

In Nordrhein-Westfalen wird bis heute viel mit Gas geheizt. Als südöstliche Region des Bundeslandes hat sich auch Südwestfalen noch nicht vollständig zur Abkehr von fossilen Brennstoffen überwunden. Bis letztes Jahr heizten lediglich 4,4 Prozent aller NRW-Haushalte mit erneuerbaren Energien. Allerdings steigt seit dem neuen Heizungsgesetz in Zeiten hoher Heizpreise langsam das Interesse an alternativen Heiztechnologien wie der Wärmepumpe. Schon 2022 wurden laut Statista in 59,3 Prozent aller NRW-Neubauten Wärmepumpen eingebaut, ein bedeutender Anteil davon in Südwestfalen. Realisiert wurden die meisten dieser Systeme als Niedertemperaturheizung – mit gutem Grund.

In Zeiten umweltfreundlicher, effizienter und zugleich wirtschaftlicher Heizsysteme werden Niedertemperaturheizungen in allen Teilen Nordrhein-Westfalens immer beliebter. Denn laut eines thermodynamischen Grundsatzes verliert Wärmeerzeugung bei steigender Temperatur an Effizienz. Niedertemperaturheizungen gelten daher als effiziente Alternative zu konventionellen Systemen. Im Zusammenspiel mit Fußbodenheizungen haben sich in Heizungsanlagen mit niedriger Temperatur mittlerweile vor allem Wärmepumpen als Wärmeerzeuger durchgesetzt. Doch auch andere Heiztechnologien eignen sich als Niedertemperaturheizung. Denn das Gebäudeenergiegesetz definiert die Heizungsart lediglich als Heizsystem, das im Hinblick auf die Rücklauftemperatur in einem Temperaturbereich zwischen 35 und 40 Grad Celsius liegt. Damit stehen Niedertemperaturheizungen konventionellen Öl- und Gasheizungen gegenüber, in deren Heizkreislauf Temperaturen von über 50 Grad Celsius herrschen. Anders als letztere bieten Niedertemperaturheizungen bei passender Auslegung Vorteile wie

  • hohe Umweltfreundlichkeit, weil sie gut mit regenerativen Energien realisierbar sind und so nur wenige CO2-Emissionen verursachen.
  • schnelle Amortisierung, weil sie wenig Energie verbrauchen und daher mit geringen Betriebskosten verbunden sind.
  • geringe Wärmeverluste, weil die Differenz zwischen Heizungswasser- und Umgebungstemperatur bei Niedertemperaturheizungen zu vernachlässigen ist.
  • behagliche Raumwärme, weil bei Flächenheizungen keine Zugerscheinungen zu erwarten sind und Räume gleichmäßig erwärmt werden.

Achtung: Die genannten Vorteile haben Niedertemperaturheizungen nur, wenn alle Elemente des Heizungssystems aufeinander abgestimmt werden und der gewählte Wärmeerzeuger zum individuellen Wärmebedarf sowie den baulichen Gegebenheiten passt. Daher sollten südwestfälische Verbraucher mit den noch immer verbreiteten Gasheizungen, welche aber Interesse an Niedertemperatur-Systemen haben, stets den Austausch mit einer Community aus Heizungsexperten suchen. Unter den regenerativen Heiztechnologien sind beispielsweise mehrere Wärmeerzeuger als Niedertemperaturheizung realisierbar, so vor allem Wärmepumpen und Solarthermieanlagen. Beide Technologien beziehen die Wärme zum Heizen aus der Umwelt. Wenn sie als Niedertemperaturheizung umgesetzt werden, müssen sie nur wenig Extra-Energie zur endgültigen Temperierung aufbringen und sind dadurch umso wirtschaftlicher. Brennwertkessel, wie sie für Niedertemperaturheizungen lange typisch waren, sind spätestens seit dem Gesetz für erneuerbares Heizen trotz eines relativ hohen Wirkungsgrads nicht mehr zu empfehlen.

Regionale Unterstützung und Initiativen

Südwestfalen hat verschiedene Programme und Initiativen ins Leben gerufen, um den Übergang zu erneuerbaren Energien und effizienten Heizsystemen zu fördern:

  • Förderprogramme: Die Bezirksregierung Arnsberg bietet verschiedene Fördermöglichkeiten für den Austausch alter Heizsysteme gegen moderne Niedertemperaturheizungen. Dazu zählen Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen.
  • Energieberatungen: Die Verbraucherzentrale NRW bietet regelmäßig Energieberatungen an, bei denen Hausbesitzer individuell zu den Möglichkeiten einer Umrüstung auf Niedertemperaturheizungen beraten werden.
  • Regionale Netzwerke: Initiativen wie das “Energieeffizienz-Netzwerk Südwestfalen” fördern den Austausch zwischen Unternehmen und Privathaushalten zu Best Practices im Bereich Energieeinsparung und -effizienz.

Solarthermieanlage als Niedertemperaturheizung: Heizen mit Sonnenkraft

Solarthermieanlagen werden bislang nicht als primärer Wärmeerzeuger innerhalb von Niedertemperatur-Systemen verwendet, aber können eine Unterstützung darstellen. Das Heizungswasser wird bei solchen Anlagen durch Solarkollektoren geführt, die auf dem Dach oder an der Hauswand installiert sind. Dabei erhitzt es sich durch die Sonneneinstrahlung, wobei die Wärme anschließend an einen Pufferspeicher abgegeben wird. Dort wird das Heizungswasser auf die gewünschte Temperatur gemischt und den Heizkörpern zugeführt. Im Vergleich zur Wärmepumpe bieten Solarthermieanlagen einen deutlich geringeren Wirkungsgrad. Denn sogar mit Stromspeichern setzen sie höchstens 60 Prozent der bezogenen Sonnenenergie in Heizwärme um. Ihre Effizienz ist demnach wesentlich geringer als die von Wärmepumpen. Zudem hängt der Ertrag von Solarkollektoren von Faktoren wie der Dachneigung und -ausrichtung ab. Auch die Wetterbedingungen beeinflussen dabei, wie viel Wärme Solarthermieanlagen zu einem gegebenen Zeitpunkt tatsächlich gewinnen.

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Quelle: HarmvdB / pixabay.com
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Wärmepumpe als Niedertemperaturheizung: Heizen mit kostenloser Umgebungswärme

Wärmepumpen zählen zu den beliebtesten Niedertemperaturheizungen auf dem Markt. Denn sie nutzen kostenlos verfügbare Wärme aus dem Erdreich, der Luft oder dem Grundwasser zum Heizen. Dabei heben sie die Temperatur ihres Mediums unter der Zuhilfenahme von Strom in einem Kompressor an, bis das gewünschte Niveau erreicht ist. Aus technischer Sicht basieren die Systeme auf einem einfachen thermodynamischen Kreislauf. Durch einen Verdampfungsprozess nehmen sie Umgebungswärme auf, verdichten sie und geben sie in der Heiztemperatur an den Heizkreislauf ab. Moderne Wärmepumpen sind bei einem Wirkungsgrad zwischen 300 und 500 Prozent hocheffizient und decken den Wärmebedarf eines Hauses auch bei zweistelligen Minusgraden. In Kombination mit Fußbodenheizungen sind sie bei der Realisierung als Niedertemperaturheizung umso effizienter. Denn sie müssen die gewonnene Umgebungswärme zur Abgabe an den Heizkreislauf in diesem Fall nur geringfügig erhitzen und benötigen daher nur wenig Strom. Bei der Kombination mit Photovoltaikanlagen und passenden Stromspeichern sind sie im Betrieb besonders kostengünstig. Zwischen 30 und 70 Prozent ihres Strombedarfs lassen sich in diesem Fall mit kostenlosem Strom vom eigenen Dach decken.

Gut zu wissen: Anstandsregelungen für Wärmepumpen sind in Südwestfalen nicht mehr gültig!

Lange mussten die Systeme in gesetzlich vorgeschriebenem Abstand zum Nachbargrundstück stehen. In ganz Nordrhein-Westfalen ist diese Regelung mittlerweile ausgesetzt, sodass die baulichen Gegebenheiten und der Platzbedarf beim Einbau einer Wärmepumpe in Südwestfalen nicht mehr als Barrieren gelten.

Heizflächen für Niedertemperaturheizungen: Je größer, desto besser

Nicht nur der Wärmeerzeuger, sondern auch die Art der Wärmeübertragungsflächen muss bei Niedertemperaturheizungen auf die niedrige Temperatur des Heizkreislaufs ausgelegt sein. In jeder Heizungsanlage hängt die jeweils übertragene Wärmeleistung von der Heizkörperfläche und dem im Kreislauf erreichten Temperaturniveau ab. Je kleiner die Temperatur innerhalb des Heizsystems, desto größere Flächen müssen kombinierte Heizkörper dabei zur Herstellung desselben Wärmeniveaus haben. Daher kommen für Niedertemperaturheizungen in der Regel Flächenheizkörper wie Fußboden-, Decken- oder Wandheizungen zum Einsatz. Fußbodenheizungen sind im Neubau die beliebteste Variante, denn sie sparen Platz. Das Heizungswasser läuft bei diesen Varianten durch schnecken- oder mäanderförmige Heizkreise, sodass sich der Boden großflächig erwärmt. Dadurch wird auf gleichmäßige Weise über einen relativ langen Zeitraum behagliche Strahlungswärme abgegeben. In Bestandsbauten lassen sich Fußbodenheizungen manchmal allerdings nicht ohne Weiteres nachrüsten. Deshalb setzt man hier bei Niedertemperaturheizungen größtenteils auf groß dimensionierte Heizkörper.