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2025-01-15 16:00:00
NÜRNBERG/BAMBERG. (47) Der Kriminalpolizei Nürnberg gelang nach intensiven und monatelangen gemeinsamen Ermittlungen mit der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) ein empfindlicher Schlag gegen die organisierte Online-Kriminalität. Gegen fünf Tatverdächtige ergingen Haftbefehle des Amtsgerichts Bamberg bzw. der zuständigen rumänischen Gerichte. Sie stehen im Verdacht, u.a. im Bereich des Online-Versandhandels zahlreiche Geschädigte betrogen und hierdurch einen immensen Vermögensschaden verursacht zu haben.
Seit August 2023 führen das Kriminalfachdezernat 5, Kommissariat 52 der Nürnberger Kriminalpolizei und die Zentralstelle Cybercrime Bayern umfangreiche Ermittlungen wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs gegen eine international agierende Gruppierung. Diese soll nach den bisherigen Ermittlungen spätestens seit November 2022 bis in die jüngste Vergangenheit eine Vielzahl von Geschädigten in ganz Europa betrogen haben.
Ausgang der Betrugshandlungen waren sogenannte Phishing-E-Mails, mit denen die Täter an Daten gelangten und sich hierdurch Zugang zu den Händlerkonten eines großen Online-Versandhandels verschafften. Im Zeitraum von November 2022 bis Oktober 2024 kompromittierte die Gruppierung mindestens 120 solcher Konten. Nach der Übernahme boten die Täter über diese diverse Waren wie beispielsweise Fernsehgeräte oder Spielekonsolen zum Kauf an. Zahlreiche Kunden tätigten daraufhin Bestellungen im Gesamtwert von rund 110 Millionen EUR. Die Betrüger wiesen die Käufer im Anschluss über die Nachrichtenfunktion des Online-Versandhandels an, den Kaufpreis vorab auf eine – meist spanische – Kontoverbindung zu überweisen. Die Bestellungen selbst wurden hingegen von den Tätern nie ausgeführt.
Derzeit sind 381 Geschädigte namentlich ermittelt, die in Summe rund 192.000 EUR an die Tätergruppierung bezahlt haben, ohne jemals ihre bestellten Waren zu erhalten. Die Ermittlungen zu den weiteren Geschädigten dauern an.
Darüber hinaus agierten die Täter in betrügerischer Art und Weise in der Immobilienbranche. Hier inserierten sie nichtexistente bzw. nicht in deren Eigentum befindliche Wohnungen auf diversen Portalen zur Miete. Tatsächlich hatte die Gruppierung zu keinem Zeitpunkt vor, eine Wohnung zu vermieten, vielmehr wollte sie die Interessenten dazu bewegen, die fällige Mietkaution in Vorkasse zu bezahlen. Nach derzeitigem Ermittlungsstand überwiesen mindestens sieben Geschädigte rund 17.000 EUR.
Im Zuge intensiver Ermittlungen gelang es den Beamten des Kriminalfachdezernats für Cybercrime und Digitale Forensik der Kriminalpolizei Nürnberg und der Zentralstelle Cybercrime Bayern im Rahmen einer gemeinsamen Ermittlungsgruppe mit den rumänischen Strafverfolgungsbehörden unter Beteiligung von Eurojust, sieben Tatbeteiligte im Alter zwischen 22 und 38 Jahren zu identifizieren und deren Aufenthalt zu lokalisieren.
Am 17.12.2024 vollzogen Beamte der Nürnberger Kriminalpolizei gemeinsam mit zwei Staatsanwältinnen und zwei IT-Forensikern der Zentralstelle Cybercrime Bayern, des Landeskriminalamts Tirol und der rumänischen Spezialeinheit zur Bekämpfung von organisierter Kriminalität und Terrorismus (D.I.I.C.O.T) umfangreiche Maßnahmen gegen mutmaßliche Mitglieder der Tätergruppierung in Deutschland, Österreich und Rumänien. Gemeinsam mit den rumänischen und österreichischen Behörden durchsuchten die Kräfte insgesamt 13 Objekte in Tirol, Bukarest, Ramnicu Valcea und im Raum Regensburg. Es konnten insgesamt ca. 70.000 EUR Bargeld, zahlreiche Mobiltelefone und Computer sichergestellt werden. Gegen zwei Personen ergingen in Rumänien Haftbefehle der dortigen Behörden, eine weitere Person wurde in Rumänien aufgrund eines europäischen Haftbefehls des Amtsgerichts Bamberg festgenommen. Je ein Haftbefehl des Amtsgerichts Bamberg wurde in Österreich und im Raum Regensburg vollstreckt. Bei den fünf männlichen Beschuldigten handelt es sich um rumänische Staatsangehörige.
Insgesamt waren ca. 150 Polizeikräfte – davon 10 Polizeibeamte des Nürnberger Kriminalfachdezernats 5 – und zwei Staatsanwältinnen und zwei IT-Forensiker der ZCB in Deutschland, Rumänien und Österreich im Einsatz.
Durch die akribische Ermittlungsarbeit der Beamtinnen und Beamten der Nürnberger Kriminalpolizei und der Generalstaatsanwaltschaft in Bamberg sowie der hervorragend funktionierenden länderübergreifenden Strafverfolgung bayerischer, österreichischer und rumänischer Ermittler, ist mit der Festnahme- und Durchsuchungsaktion ein empfindlicher Schlag gegen die internationale organisierte Kriminalität gelungen.
Die Ermittlungen aller Beteiligten – deren Fokus in erster Linie auf der detaillierten Aufklärung der Bandenstrukturen sowie der Identifizierung etwaiger Mitttäter liegt - dauern weiter an.
Erstellt durch: Janine Mendel
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