Posted: 2025-03-12 15:58:52

Polizei Münster

POL-MS: Behörden und Firmen handeln gemeinsam gegen Kriminalität im Internet - 400 Gäste tauschen sich beim Cybercrime-Kongress in Gelsenkirchen aus

Gelsenkirchen, Münster (ots)

Der Cybercrime-Kongress in Gelsenkirchen ist auf große Resonanz gestoßen. Am Mittwoch, 12. März 2025, kamen über 400 Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen, Behörden und Institutionen zusammen, um sich über die Gefahren digitaler Kriminalität zu informieren und auszutauschen. Veranstalter des Kongresses, der im Rathaus der Stadt Gelsenkirchen stattfand, waren die Stadt Gelsenkirchen, die Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen (IHK) sowie die drei Polizeibehörden Gelsenkirchen, Recklinghausen und Münster. Als einer der ersten sprach Herbert Reul, Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen, zu den Gästen: "Die Kriminalität im Internet boomt während so manche analoge Straftat zur aussterbenden Art wird. Wer versucht, an das große Geld zu kommen, der macht heutzutage keinen Banküberfall mehr. Raub ist immer öfter Online-Raub. Deshalb braucht die Polizei mehr Möglichkeiten im Cyberraum: Ob Künstliche Intelligenz oder Cyber Cops: Die NRW-Polizei macht schon viel, aber wir könnten so viel mehr ausrichten, wenn Täter im Internet nicht unerkannt unterwegs sein dürften. Deshalb brauchen wir die Verkehrsdatenspeicherung! Das ist meine große Hoffnung, dass die neue Bundesregierung dieses Ding anpackt!", so der Minister.

Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK, berichtet, dass allein in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2024 ein wirtschaftlicher Schaden in Höhe von rund 65 Milliarden Euro entstanden ist. "Die Angriffe aus dem Netz können jedes Unternehmen treffen, Unternehmen jeder Größe in jeder Branche. Umso wichtiger ist es, sich zu informieren und alles dafür zu tun, es den Angreifern so schwer wie möglich zu machen - auch wenn es keine Gewähr dafür gibt, nicht getroffen zu werden. Die IHK Nord Westfalen unterstützt die regionale Wirtschaft dabei, diesen Herausforderungen zu begegnen. Wir bieten Unternehmen schnelle und kompetente Hilfe - von kostenfreien Erstberatungen und Sprechstunden über praxisnahe Webinare bis hin zu Informationsveranstaltungen wie dem Cybercrime-Kongress und dem jährlich stattfindenden IT-Sicherheitstag NRW. Unser Ziel ist es, Unsicherheiten abzubauen, konkrete Handlungsempfehlungen zu geben und den Erfahrungsaustausch zu fördern", so Dr. Jaeckel.

Tim Frommeyer, Polizeipräsident in Gelsenkirchen, freute sich über den großen Zuspruch, den der Cybercrime-Kongress bei den Unternehmen und Verbänden gefunden hat. "Cybercrime ist ein sehr dynamisches Kriminalitätsphänomen. In Gelsenkirchen gibt es jedes Jahr mehrere hundert Fälle von Cybercrime. Die Aufklärung ist mühsam und bindet viel Kraft. Der sehr große Zuspruch am heutigen Tag verdeutlicht, wie wichtig das Thema für Einzelpersonen und Unternehmen ist. Die Veranstaltung ist ein gutes Beispiel dafür, dass man am besten gemeinsam handelt, wenn es darum geht, sich vor Cyberkriminellen zu schützen und Kriminalität im digitalen Raum zu bekämpfen.", sagte Frommeyer. Brigadegeneral Hans-Dieter Müller war einer der Referenten. Der Chef des Landeskommandos NRW der Bundeswehr gab interessante Einblicke zur aktuellen Bedrohungslage in Europa und zu den Anstrengungen, die die Bundeswehr derzeit unternimmt, um die Einsatzbereitschaft zu erhöhen, auch vor dem Hintergrund einer möglicherweise hybriden Kriegsführung.

Simon Nowack, Dezernent für Wirtschaftsförderung und Digitalisierung der Stadt Gelsenkirchen, erklärte, dass "die Stadtverwaltung als einer der größten Arbeitgeber in der Stadt natürlich ein attraktives Ziel für Cyberangriffe ist. Wir setzen neben der Zwei-Faktor-Authentifizierung unter anderem auf die Sensibilisierung der technischen Mitarbeitenden sowie IT-Koordinatorinnen und IT-Koordinatoren in den Referaten. Außerdem gibt es regelmäßig Phishing-Simulationen, also gezielte Spam-Mails an unterschiedliche Personenkreise. Sollte einer der Mitarbeitenden aus Versehen auf darin enthaltene Links klicken, gelangt man auf eine Infoseite mit Erklärungen zur besseren Erkennung bösartiger E-Mails", so Nowack.

Ein weiterer Referent auf der Bühne des Hans-Sachs-Hauses war Diplom-Kaufmann Mirco Pinske, Geschäftsführer der Südwestfalen-IT. Sein Unternehmen war im Jahr 2023 Opfer eines größeren Cyberangriffs. Er schilderte eindrucksvoll, wie es zu dem Datenmissbrauch kam und wie sich sein Unternehmen seitdem verändert hat, um zukünftig besser gewappnet zu sein. Ein besonderer Fokus seines Vortrages lag auf der aus seiner Sicht unbedingten Notwendigkeit resilienter IT-Strukturen und einer strategischen Neuausrichtung seines Unternehmens für eine zukunftsfähige digitale Verwaltung. Wenn es um internationale Fälle von Cybercrime im Bereich des nördlichen Ruhrgebietes oder des Münsterlandes geht, übernimmt das Polizeipräsidium Münster als zuständige Behörde die Ermittlungsarbeit. Münsters Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf, die auch am Kongress in Gelsenkirchen teilnahm, erklärte: "Mit unserer Kriminalinspektion Cybercrime setzen wir in der Bekämpfung digitaler Kriminalität neue Maßstäbe. Wir kombinieren polizeiliche Ermittlungsarbeit mit tiefgehender IT-Expertise und modernster forensischer Technik. Dank unserer spezialisierten Ausstattung und der engen Zusammenarbeit mit dem BKA, internationalen Behörden und IT-Experten können wir auch hochkomplexe Fälle übernehmen." In Münster hatte im Jahr 2023 der erste Cybercrime-Kongress dieser Art stattgefunden. Was die Behörden auf Landesebene tun, um dem Phänomen der Cyberkriminalität zu begegnen, erläuterte Henning Voß, Referent für Wirtschaftsschutz und Geheimschutz in der Wirtschaft im Innenministerium des Landes NRW, in seinem Vortrag. Er beleuchtete die gängigen Vorgehensweisen von Nachrichtendiensten und Saboteuren bei der Vorbereitung und Durchführung von Angriffen auf die Infrastruktur oder Netzwerke von Unternehmen. Er führte aus, dass Datenklau nicht mehr nur zum Zweck des "klassischen" Geheimnisdiebstahls eine Rolle spielt, sondern auch Unternehmen der kritischen Infrastruktur vermehrt ins Visier von Angreifern geraten.

Friederike Zurhausen, Polizeipräsidentin aus Recklinghausen, blickte auf die in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegene Bedeutung der Bekämpfung von Cybercrime zurück: "Vor zwölf Jahren, als ich mein Amt angetreten habe, hat niemand daran gedacht, dass Firmen, Behörden und Institutionen um Geld erpresst werden, damit wichtige Daten wieder freigegeben werden. Die rasante Entwicklung der Informationstechnologie hat die Möglichkeiten der Cyberkriminalität erheblich verändert. Unser Ziel ist es, die Sicherheitsvorkehrungen in der Wirtschaft zu stärken. Das werden wir auch in Zukunft tun. Der Cybercrime-Kongress ist dazu eine gute Möglichkeit", so Friederike Zurhausen.

Aus Sicht der Veranstalter und der zahlreichen Gäste aus dem Ruhrgebiet und dem Münsterland war der 2. Cybercrime-Kongress in Gelsenkirchen ein wichtiges Signal auf zwei Ebenen: Zum einen wurde deutlich, wie groß der Informationsbedarf im Bereich der Bekämpfung von Cyberkriminalität ist und zum anderen gab es sehr eindrückliche Einblicke, was Behörden und Institutionen schon tun, um diesen Phänomenbereich effektiv zu bekämpfen. Deutlich wurde aber auch, dass es sich um einen fortlaufenden Prozess handelt. Sicherheitsbehörden und Unternehmen müssen sich auch in Zukunft weiterentwickeln, um mit den immer komplexer werdenden Bedrohungen im Netz und darüber hinaus fertig zu werden. Der Cybercrime-Kongress ist ein gutes Beispiel dafür.

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