Posted: Tue, 30 Apr 2024 04:14:05 GMT
Vier Personen vor einem kleinen Tunnel für Tiere
LBV-Chef Frank Quirmbach (v.r.) und Minister Madsen freuten sich gemeinsam mit Ute Ojowski (Stiftung Naturschutz SH) und René Seifert (Bündnis Naturschutz Dithmarschen), dass der Ottertunnel an der L 147 so gut angenommen wird.

FIEL. Seit gut zwei Jahren können Fischotter und andere Kleintiere dank eines Tunnels gefahrlos auf die andere Seite der L 147 wechseln. Bisher wurden Spuren von mehr als 50 Tieren gefunden. Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) hatte 2021 die beschädigte Landesstraße zwischen Meldorf und Nordhastedt saniert und gleichzeitig den Ottertunnel angelegt. Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen informierte sich heute (11. April) über das Projekt, das der LBV.SH gemeinsam mit dem Bündnis Naturschutz Dithmarschen und der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein umgesetzt hat. „Straßen zerschneiden häufig Lebensräume von Tieren, das lässt sich leider nicht immer vermeiden. Wir überlassen die Tiere aber nicht einfach ihrem Schicksal, sondern bauen Ottertunnel und andere Querungshilfen. Umso schöner ist es zu sehen, dass dieser Tunnel nachweislich so gut angenommen wird", sagte der Minister.  Es sei ein wichtiges Gemeinschaftsprojekt und zeige, was Straßenbau auch im Hinblick auf Biodiversität leisten kann.

Das unterstrich auch LBV.SH-Direktor Frank Quirmbach: „Der Schutz von Umwelt und Tieren spielt auch beim Straßenbau eine wichtige Rolle und lässt sich auch gut bei Erhaltungsmaßnahmen umsetzen. Wir verfolgen aber auch viele weitere Projekte, die die gebietsheimische Natur schützen". So pflege der LBV.SH zum Beispiel jahrhundertealte Alleen, baue Fledermausleitbrücken, siedele Haselmäuse um, versetze Knicks oder säe zusammen mit der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein Klappertopf an den Straßenrändern aus, damit Insekten ein wertvolles Nahrungsangebot erhalten.

Bilder von Kleintieren in einer Tunnelröhre.
Kleintiere im Ottertunnel.

Auch Ute Ojowski, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, begrüßte das Projekt. „Die Fischotter gehören zu Schleswig-Holstein wie der Wind und die Wellen. Lange Jahre waren sie vom Aussterben bedroht – doch dank solcher und ähnlicher Maßnahmen wie hier im Kreis Dithmarschen, geht es bergauf mit den Schnellschwimmern und sie breiten sich wieder aus in Schleswig-Holstein. Das ist auch der Verdienst guter Gemeinschaftsprojekte wie das vom LBV.SH, dem Bündnis Naturschutz in Dithmarschen und der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein."

Landkarte mit eingezeichneten Orten für Otternachweise.
Übersichtskarte der Fischotternachweise, zum Herunterladen anklicken.

„Der Kleintierdurchlass wurde an der richtigen Stelle konzipiert", freute sich René Seifert, Projektleiter für Naturschutzprojekte vom Bündnis Naturschutz in Dithmarschen e.V. „Wir haben bereits neun Fischotter nachweisen können, aber auch 25 Individuen weiterer Marderartiger, darunter Iltis, Mauswiesel, Baum- und Steinmarder, vier Marderhunde sowie fünfzehn Feldhasen. Sie alle nutzen den Durchlass, um die Straße gefahrlos zu unterqueren.“

Zusätzlich hat das Bündnis Naturschutz Dithmarschen eine naturnahe Leiteinrichtung auf Flächen der Stiftung Naturschutz geschaffen um ankommende Tiere zum Tunnel zu lenken. Dicht in den Boden gesteckte Weidenhölzer bilden eine Leithecke – so kann der zusätzlich installierte Maschendrahtzaun in ein paar Jahren wieder abgebaut werden. Der Kleintiertunnel ist der zweite, den der LBV.SH gemeinsam mit dem Bündnis Naturschutz in Dithmarschen zum Schutz der Wildtiere umgesetzt hat und der ebenfalls vom Fischotter gut angenommen wird.

Landkarte mit Kennzeichnung des Ortes von Totfunden.
Orte von Totfunden von Fischottern.

Noch Ende des 20. Jahrhunderts war der Fischotter hierzulande fast verschwunden. Seit 2016 ist er im Kreis Dithmarschen wieder nachgewiesen. Doch seitdem gab es zunehmend Totfunde an Straßen entlang seiner zum Teil auch ungeahnten Wanderrouten. Der Fischotter zählt zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten Mitteleuropas und gilt als sogenannte Indikatorart für gut vernetzte Gewässerökosysteme.

Auf Anregung des Bündnis Naturschutz in Dithmarschen e. V. wurde der Einbau des Tunnels in Kooperation mit dem LBV.SH und der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein sowie weiteren Akteuren erarbeitet. Finanziert wurden die Otterschutz-Maßnahmen über das Naturschutzprojekt des lokalen Bündnis Naturschutz aus Mitteln des Fonds „Mehr Natur für Dithmarschen“, der aus Ersatzgeldern des Kreises gespeist wird.

Pflege- und Instandhaltungsarbeiten übernahmen jeweils der LBV.SH und die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Das lokale Bündnis Naturschutz kontrolliert das Bauwerk regelmäßig auf Otterspuren hin.

  • 0 Comment(s)
Be the first person to like this.